top of page

Etwas Wärme und Sonnenschein in der trüben Jahreszeit

Der Zürcher Jazz- und Boogie-Woogie-Pianist Chris Conz, einer der bekanntesten der Schweiz, der mit vielen internationalen Stars auf der Bühne stand und Konzerte rund um den Globus gab, spielte am Montagabend mit seiner Band und zwei Jungstars im Rotfarbkeller, unter dem Namen Chris Conz and the Youngsters.



Chris Conz and the Youngsters hatten auf der Rotfarbbühne allen Grund zum Strahlen.
Chris Conz and the Youngsters hatten auf der Rotfarbbühne allen Grund zum Strahlen.

AADORF Am Montagabend im voll besetzten Rotfarbkeller begrüsste Pascal Mettler die Anwesenden und zeigte sich freudig überrascht, so viele Gäste hier zu haben. «Es ist sehr schön, dass ein grosser Star wie Chris Conz sein Projekt, junge Musiker zu fördern, hier in Aadorf vorstellt », zeigte er sich glücklich. Mit grossem Applaus wurde der Pianist vom Publikum empfangen. Strahlend wie immer betrat er die Bühne und erzählte wie er als sehr junger Musiker durch Hamp Ruosch zum Boogie gekommen und später von bekannten Pianisten, unter anderem Silvan Zingg, gefördert wurde. «Als Dank dafür, möchte ich etwas davon andern jungen Musikern zurückgeben.» Conz begrüsste das Publikum musikalisch mit dem Stück «Walking the Dog». Danach stellte er den talentierten Drummer Ruben Fein vor, welcher mit 21 Jahren als jüngster des Trios bereits seit zehn Jahren auf der Bühne steht und mit Begeisterung und Leidenschaft «Vipers Drag» spielte. Das folgende Bandmitglied, fester Bestandteil des Trios und seit zwölf Jahren mit Conz auf der Bühne, ist der berühmte Kontrabassist Arno Schulz, welcher noch die alte Slap-Technik beherrscht. Gleich beim nächsten Stück konnte er sie mit Leichtigkeit und einem Lächeln im Gesicht vorführen.


Vielversprechende Nachwuchstalente

Gespannt wartete das Publikum auf den ersten Nachwuchspianisten: Ennio Hess, mit 17 Jahren der jüngste der Band. Er ist Schüler von Dave Ruosch, holte mit seinem Repertoire von Blues, Boogie- Woogie und Jazz dieses Jahr in Deutschland in einem Nachwuchswettbewerb den ersten Preis. «Ennios Boogie» sowie weitere Stücke spielte er mit Herzblut, zog die Besucherinnen und Besucher in seinen Bann und holte sich tosenden Applaus. Ebenso begrüsst wurde der nächste Jungstar: Silvio Rentsch, 18 Jahre, auch ein Schüler von Dave Ruosch und schon mit Conz aufgetreten. Er liebt vor allem Rock’n’Roll, griff beherzt in die Tasten und heizte dem Publikum ein. Sein Können zeigte er unter anderem mit seinen spontanen Improvisationen, womit er sich in die Herzen der Zuhörerschaft spielte. Jeder der beiden mit seinem eigenen Charme, Hess mit Hut und Rentsch mit roter Fliege, spielte mit Begeisterung und Leichtigkeit einen eigenen komponierten Blues mit viel Gefühl und Hingabe. Damit zeigten sie auch ihr Talent zum Komponieren. Als Höhepunkt vor der Pause gaben alle drei Pianisten einen improvisierten Six- Hand-Boogie zum Besten. Zusammen mit den sensationellen Solis des Drummers und Kontrabassisten schlossen sie den ersten Teil des Konzerts rasant und würdevoll ab.


Harmonie, Humor und liebevolle Begleitung

Die Musiker versprühten eine Harmonie und humorvolle Art untereinander. Die beiden Jungstars wurden voll in die Band integriert und von den Profis liebevoll begleitet. Mit fliegenden Fingern über die Tasten spielten die beiden talentierten jungen Pianisten voll konzentriert, um dann am Schluss mit einem Leuchten im Gesicht und glänzenden Augen ins Publikum zu strahlen. Alle Solis waren sensationell und rissen die Zuhörer mit. Conz selbst gab sich im Konzert publikumsnah, humorvoll, stellte die Stücke vor und plauderte mit den Anwesenden. Hin und wieder entlockte er mit einer Bemerkung zu seinen Bandkollegen, allen ein Lachen oder Schmunzeln. Zu den Musikstücken wusste er oft eine Geschichte zu erzählen und erheiterte damit das Publikum. Der Bandleader überliess den Jungstars sehr oft die Bühne und hielt sich, seine Schützlinge stolz beobachtend, im Hintergrund. Diese spielten immer mal wieder zu zweit und vierhändig, oder mit Conz sogar zu dritt an einem Piano – und das mit vollem Körpereinsatz. So auch den Honkytonk-Train-Blues. Da gingen sie nochmals so richtig ab und zeigten ihr Können auch mit der Zwiesprache der beiden Pianos.


Eine grosse Leistung

Schulz, der sympathische Mann am Kontrabass, meist ein Lächeln im Gesicht, glänzte mit seinem Talent und jahrelanger Erfahrung. Fein, als junger Perkussionist mit einer starken Ausstrahlung, zeigte eine enorme Bühnenpr.senz. Zwar noch etwas scheu auf der Bühne, wussten die zwei jungen Pianisten das Publikum mit ihrer Leidenschaft und ihrem Talent zu begeistern. Conz, der Kopf der Band und ein Meister auf dem Piano, führte die jungen Musiker in seiner ruhigen, humorvollen Art durch den Abend. Zum Schluss rühmte er die grosse Leistung seiner jungen Musiker, würden sie doch nebst Studium und Lehre noch Zeit zum Üben finden: «Dieser Aufwand ist nicht zu unterschätzen, zeigt aber, dass sich das lohnt.» Diese beiden jungen, talentierten Pianisten lassen sicher noch viel von sich hören. Leider war das wundervolle Konzert nur zu schnell vorbei und das Publikum liess sein Bedauern laut vernehmen. Nach dem letzten Stück gab es tosenden Applaus und eine Standing Ovation mit Rufen nach einer Zugabe. Diese sei passend zur Jahreszeit, meinte Chris Conz verschmitzt, und spielte mit sehr viel Gefühl «Summertime » von George Gershwin. Dann holte er Rentsch und Hess auf die Bühne und die beiden spielten einen improvisierten Boogie. Ersterer performte sitzend und Hess fiel stehend ein, stupste dann Rentsch und meinte leise: «Rutsch ächli. » Dieser, noch ganz ins Spielen vertieft, machte etwas Platz auf dem Hocker. Eine erheiternde, unbeschwerte Szene, die das Publikum schmunzeln liess. Ein fetziger und wundervoller Abend mit fünf Vollblutmusikern, jeder ein Meister an seinem Instrument, die ihre Leidenschaft, Liebe und Begeisterung zur Musik lebten, brachten Wärme und Sonnenschein in die trübe Jahreszeit und machten ihren Auftritt zu einem unvergesslichen Erlebnis.


IRÈNE BASLER


16 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page