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Artikel in der Zeitschrift "Country Style"


Scan eines Zeitschriftenartikels, der einen Artikel über den Boogie-Woogie-Pianisten Chris Conz enthält. Der Artikel ist in deutscher Sprache verfasst und enthält Text, der sich auf seine Karriere, seine Erfolge und seinen Beitrag zur Musikwelt bezieht.
Chris Conz im "Country Style"

Auf unserer Reise sind wir stets auch Subgenres begegnet, die entweder im Sammelbecken der großen Country-Musikfamilie Unterschlupf finden oder aber zumindest eine gewisse Nähe zum Country verkörpern. Letzteres gilt ohne Zweifel für den Boogie-Woogie. Boogie-Künstler und -Künstlerinnen würden sich zwar höchstwahrscheinlich nicht als Country-Artisten definieren, sie fühlen sich mehr mit Blues und Jazz verwurzelt. Andererseits ist Boogie eng auch mit der Rock'n'Roll- und Rockabilly-Szene verhandelt, und dieser Link führt natürlich doch wiederum auch ins große Country-Sammelbecken.

Außerdem weiß jeder Country-Fan, dass das Boogie-Feeling so manchem Country-Song den nötigen Pfeffer verpasst. Das alles führt dazu, dass Boogie-Woogie-Pianisten ab und zu mit Erfolg auch bei Country-Events auftreten; denken wir nur an die legendären Abende von Ray Fein im Albisgütli oder an Nico Brina etwa - solche Cracks schmeißen jede Party, auch auf einem Country-Festival. Von einem weiteren solchen Virtuosen möchte ich diesmal berichten - er ist vergleichsweise noch eher jung, zählt aber bereits längst zu den ganz Großen: Chris Conz.

1985 geboren in Uster im Kanton Zürich, entdeckte Chris mit zehn Jahren das Klavier. Bereits ein Jahr später (1996) wurden die Zukunftsweichen gestellt - weil ein gewisser Hamp Ruosch dem Jungen allererste Boogie-Woogie-Lektionen erteilte. Mal wieder ein Beweis, wie unglaublich wichtig jeweils die ersten Lehrer sind; Hamp ist ja wahrlich kein unbeschriebenes Blatt in diesem Genre (Hamp Goes Wild). Chris Conz schien ein äußerst dankbarer und talentierter Schüler gewesen zu sein; wenige Jahre später, als 14-Jähriger, hatte er seinen ersten öffentlichen Auftritt, gewann Talentwettbewerbe und mischte in Blues-Jamsessions mit. Mit 16 Jahren wiederum eine wichtige Weiche: Chris lernte Silvan Zingg kennen, den Organisator des International Boogie-Woogie-Festivals Lugano; Zingg gab ihm die Chance, als Überraschungsgast an seinem Festival teilzunehmen. Das war der Auftakt zu einer bemerkenswerten und inzwischen internationalen Karriere. Und auch hier wieder - die ersten Erlebnisse sind entscheidend: Wäre dieser Auftritt in die Hosen gegangen, hätte die Lokomotive womöglich nie derart Fahrt aufgenommen. Conz erinnert sich (auf seiner Website): „Ich war nervös und freudig zugleich, wollte unbedingt auf die Bühne und doch am liebsten weglaufen. Ich hatte kalte Hände, und bei der Künstlervorstellung war ich mir sicher, keine einzige Tonfolge auf die Reihe zu kriegen. Doch als ich dann dem Klavier die ersten Töne entlockte und spürte, wie das Publikum sofort mitging und meine Art, den Boogie zu spielen, sichtlich liebte, war die Nervosität wie weggeblasen. Ich wünschte mir, dieser musikalische Moment möge nie aufhören. Und so ist es noch heute; jeder Auftritt ist einzigartig für mich." Auch hier wiederum (wenn ich jetzt mal den Musikphilosophen spielen darf) die enorme Verantwortung des Publikums, vor allem junge Künstler und Künstlerinnen sehr wohlwollend und respektvoll aufzunehmen - auf dass ihr Feuer sich entfachen kann.

Bei Chris Conz loderte die Flamme schnell und lichterloh, und so passierte alles Weitere ziemlich zügig. 2002, als 17-Jähriger, gründete er das Chris Conz Duo mit Mario Von Holten am Schlagzeug, sehr bald darauf die Erweiterung zum Trio mit Bassist Arno Schulz und in gewissen Fällen umgewandelt in die Formation The Royal Rhythms mit Sänger Moritz Schlanke. Es ist nicht so, dass sich Chris nicht auch als Solopianist sehr kreativ und ausdrucksstark in Szene setzen könnte (Boogie-Pianisten müssen das draufhaben), doch die Interaktion auf der Bühne beflügelt ihn zusätzlich, verleiht eine noch größere Dimension: „Gemeinsam diese Musik zu machen, das Feeling dieses Genres auf unterschiedlichen Instrumenten immer wieder neu zu erleben, das ist die Besonderheit, wenn man Boogie-Woogie in einer Formation umsetzt. Man sammelt so immer wieder neue Erfahrungen, die auch in der Rolle des Solopianisten enorm weiterhelfen. Und natürlich kommt es auf der Bühne stets zu ungeprobten Live-Sessions, die für das Publikum wie für die Künstler einzigartig sind und sich im Studio nicht reproduzieren lassen." Chris und seine Jungs sind live wirklich unglaublich inspiriert; ich kann es gern bezeugen, da ich persönlich ein paarmal das Vergnügen hatte, mit ihnen zusammen (bei Ray-Fein-Shows) auf der Bühne zu stehen. Es gilt wie immer die Regel; je besser die Musiker sind, mit denen Du zusammenspielst, desto besser wirst Du selbst - durch das Geschenk der Interaktion.

Um seine Bandbreite weiter auszubauen, ergriff Conz 2004 die Gelegenheit beim Schopf, als die Boogie-Klavier-Legende Dave Ruosch Terry & The Hot Sox verließ; wir kennen diese legendäre Combo bestens (ich hab hier über sie berichtet, in der Ausgabe Nr. 133 Dezember 2021/Januar 2022). Mit Terry & The Hot Sox begleitete Chris Conz auch die US-Sängerin Wanda Jackson (wir erinnern uns an ihren Welthit Let's Have A Party), 2009 zum Beispiel beim International Country & Trucker Festival in Interlaken/BE. Oder er war in dieser Konstellation auch mit Ikonen wie Bill Haley's Original Comets auf der Bühne. Je mehr Chris Conz die Luft von Weltstars einatmete, desto mehr wurde er selbst zu einem international geachteten Ausnahmekünstler. Seine Reihe von Auszeichnungen lässt sich sehen: vom Prix Walo als beste Schweizer Nachwuchsband (2011) über den Swiss Jazz Award (2013) bis zum German Boogie-Woogie PINETOP-Award als Pianist des Jahres 2017. Dazu eine Menge TV-Shows und vor allem natürlich Auftritte bei fast allen großen Boogie-Events dieser Welt. Conz war gemeinsam auf der Bühne mit unzähligen Großen dieses Genres: mit Carl Sonny Leyland, Jean-Paul Amouroux, Julian Philips, Martjin Schok, Axel Zwingenberger, Lila Ammons, Lluis Coloma, Ricky Nye, Fabrice Eulry und vielen anderen. Die Reise führte ihn auch in die USA, wo er zum Beispiel in diversen Casinos von Las Vegas auftrat - wer dort nicht mit tonnenweise Können und zudem auch mit Stil und Klasse aufwarten kann, ist schnell weg vom Fenster.

Stil und Klasse sind allerdings nicht die einzigen Werte für Chris Conz; er möchte ständig in Bewegung bleiben, sich neu erfinden. Das beweisen zahlreiche progressive Projekte, gerade auch im Social-Media-Bereich, wo er unzählige Streaming-Konzerte lancierte (vor allem während der Corona-Pandemie) und 2020 mit Nico Brina zusammen sogar einen Weltrekord aufstellte (Boogie-Marathon: neun Stunden Boogie am Stück!). Und sein vielleicht größter Beitrag als Förderer der Boogie-Kultur ist die Tatsache, dass er seit 2011 auch als Organisator von Boogie-Festivals arbeitet; mit seinen inzwischen bereits legendären „Internationalen Boogie Nights by Chris Conz" in Uster, Thun, Chur und Wien. Events mit weltweiter Ausstrahlung und Tausenden von Besuchern. Chris denkt dabei auch an die Zukunft des Genres: „Meine Vision ist es, allen, auch der jüngeren Generation, die Magie des Boogie-Woogie nahezubringen und den Zauberern dieses Genres eine internationale Bühne zu bieten." Da haben wir's - schon wieder die wertvollen Kettenreaktionen: Wer (wie Chris) als junger Musiker Anerkennung und Förderung erfährt, der ist später auf natürliche Weise motiviert, dasselbe zu tun. Giving back! Danke, Chris, für Dein beseeltes und hochkarätiges Wirken; wir freuen uns auf weitere Taten.


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