USTER REPORT
Bereits zum 9. Mal wird Uster vom 14. bis 15. November 2019 wieder zum Hotspot der internationalen Boogie-Woogie-Szene, wenn die «International Boogie Nights» mit legendären Pianisten und Weltstars dieses Genres über die Bühne gehen.
Ideengeber und Organisator des Musik- Happenings ist Chris Conz. Der Ustermer Tastenkünstler ist selbst international bekannter Boogie-Pianist und gilt trotz seiner erst 33 Jahre in der internationalen Boogie-Woogie-Welt bereits als «alter Hase». Schon als Kind vom Pianofieber gepackt, entdeckte er mit elf Jahren durch Hamp Ruosch, seinen Lehrer und Förderer, den Jazzstil Boogie-Woogie. «Schon als Kind war ich begeistert vom einzigartigen Rhythmus, der den Boogie-Woogie prägt. Ich war fasziniert von dem Gedanken, selbst solche Töne produzieren zu wollen», sagt Conz zu seinen musikalischen Anfängen. Als Chris Conz dann mit der Zeit, und vor allem nach vielen Übungsstunden, merkte, dass er Töne und Klänge nicht nur produzieren, sondern auch mit eigenen Ideen gestalten und interpretieren kann, war er «komplett gefangen im Bann des Boogie-Woogie, Blues und Swing». Mit 14 Jahren kam es zum ersten öffentlichen Auftritt, dann gewann Conz einige Talentwettbewerbe und durfte bereits in Blues-Jam-Sessions mitspielen. Mit 16 Jahren lernte er Silvan Zingg, Organisator des Internationalen Boogie- Woogie-Festivals Lugano, an einem Konzert kennen. Er gab ihm die Chance, als Überraschungsgast an seinem Festival teilzunehmen. Das war der Auftakt zu einer grossen Karriere.
«Schon als Kind war ich vom einzigartigen Rhythmus begeistert.»
Erfahrener Künstler Heute vertritt Chris Conz den authentischen Boogie-Woogie und Blues aus den 20er- bis 50er-Jahren. Er stand bereits mit vielen internationalen Stars auf der Bühne und gab Konzerte auf der ganzen Welt: in den USA, in nahezu jedem Land Europas bis hin zu den Vereinigten Arabischen Emiraten, Madagaskar und natürlich in der Schweiz. Neben seinen Soloauftritten gründete Chris Conz bereits mit 16 Jahren das Chris Conz Duo, die Formationen Chris Conz Trio und The Royal Rhythms folgten. Um seine musikalische Bandbreite noch weiter auszubauen, folgten 2004 Auftritte mit der Boogiepiano-Legende Dave Ruosch, zusammen begleiteten sie etwa auch die US-Sängerin Wanda Jackson, weltbekannt durch ihren Hit «Let’s Have A Party».
Nach Thun 2018 soll 2020 nun auch nach Chur und Wien expandiert werden.
Das musikalische Schaffen von Chris Conz führte zu zahlreichen Auszeichnungen. Der kleine Prix Walo, der «Schweizer Oscar» der Musikbranche, wurde ihm und seinem Trio als der besten Nachwuchsband der Schweiz ebenso verliehen wie der Musikpreis Swiss Jazz Award 2013. Als Solist erhielt Chris Conz den German Boogie-Woogie Award «Pinetop» als Pianist des Jahres. Doch nicht nur als Künstler ist der Ustermer erfolgreich, sondern auch als Event-Organisator. Und das nicht nur seit 2011 bei den «International Boogie Nights» in Uster, sondern seit 2018 auch in Thun. Und 2020 soll weiter expandiert werden, diese magischen Boogie- Nächte wird es dann erstmals auch in Chur und in Wien geben.
Eine Erfolgsstory Die Entwicklung, welche dieses Musikfestival genommen hat, ist beachtenswert. Schliesslich war Chris Conz vor der ersten Edition, die noch im Wagerenhofsaal stattfand, «sehr nervös»: «Zwar war für mich bereits damals der Stadthofsaal ein Ziel, aber ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt das Premieren-Lokal würde füllen können. Doch dann war schon die erste Ausgabe mit 278 Besuchern relativ schnell ausverkauft», blickt Conz zurück. Und haben sich die Zuschauerzahlen «in den ersten Jahren immer verdoppelt». Dieses Jahr ging es mit dem Zuspruch offensichtlich besonders rasch, denn alle 1300 Tickets für die heute zwei Nächte waren nach einer Woche schon weg. «Auch das Pre-Opening war innert Stunden ausverkauft», sagt der stolze Organisator. Doch die Leserinnen und Leser, welche kein Ticket ergattert haben, haben immerhin noch beim folgenden Wettbewerb die Chance, zu einem der begehrten Eintritte zu kommen. Und was ist mit der Jubiläumsausgabe 2020? Chris Conz schaut nach vorne: «Ich werde mir für nächstes Jahr aber nicht nur deswegen, sondern ebenfalls wegen der grossen Anfrage etwas Besonderes einfallen lassen.»
Musik für alle
Doch wie war Chris Conz überhaupt darauf gekommen, in der drittgrössten Stadt des Kantons ein solches Boogie-Woogie- Festival zu organisieren? Chris Conz: «Im März 2011 fand meine erste CD-Taufe statt. Nebst vielen Fans und Freunden waren auch viele Musiker gekommen – und am Ende des Abends spielten sieben Musiker improvisierend zusammen auf der Bühne und brachten den überfüllten Saal zum Kochen. An diesem Abend realisierte ich die Energie und Lebenskraft von Boogie-Woogie, Blues und anderen Formen des Jazz. Und wie diese Musik junge und ältere Menschen in verschiedensten Lebensbereichen anspricht.» Auch habe er bei dieser Gelegenheit festgestellt, dass «es dem Publikum besonders gut gefällt, wenn unterschiedliche Musikerinnen und Musiker spontan oder sogar zum ersten Mal zusammenspielen und improvisieren».
Dann folgte am 2. Dezember 2011 die erste «Internationale Boogie Night Uster », dabei kam Chris Conz «die grosse Auftrittserfahrung zugute». Schliesslich habe er bei jedem der vielen Festivals, bei denen er als Musiker mitgewirkt hatte, etwas dazugelernt. «Meine Vision ist es, allen, auch der jüngeren Generation, die Magie des Boogie-Woogie nahezubringen und den Zauberern dieses Genres eine internationale Bühne zu bieten.» Und international ist dieser Event allemal. So wirkten seit Beginn über 45 Künstlerinnen und Künstler aus 12 Nationen mit, unter anderem kamen sie aus den USA, England und Holland.
Event mit Zukunft
Zur Durchführung der bereits legendären Ustermer Boogie-Nächte hilft Chris Conz «ein im Vergleich zu anderen Grossveranstaltungen relativ überschaubares Team». Dann kann er auch auf treue Sponsoren zählen, zum Beispiel als Privatperson unterstützt Alt Stadtpräsident Werner Egli die Boogie-Nights im Sinne eines Künstlerpatrons, ein weiterer Hauptsponsor seit 2012 die Kunz Baumschulen AG, was sich namentlich bei der Gestaltung des Stadthofsaal-Foyers niederschlägt. «Dieses Jahr konnten als weitere Hauptsponsoren die Energie Uster, das Wettstein Baugeschäft und die Swipo Haustechnik gewonnen werden», verrät Chris Conz. Das sind gute Nachrichten, denn selbstverständlich ist ein solches Festival für das kulturelle Angebot eine Bereicherung. Und dafür sorgt bereits der ureigene Stil des Boogie-Woogie. Chris Conz erklärt diesen wie folgt: «Er ist magisch, kraftvoll, vorsichtig, einfühlsam, laut, überraschend, träumerisch und visionär zugleich. Dann entführt uns der Boogie- Woogie in eine andere musikalische Welt, voll von überraschenden Klangfolgen, erstaunlichem Rhythmus und Tonwolken. Es ist improvisierte Musik, die viele Freiheiten lässt.» Wer kann hier widerstehen?
Martin Mäder