Das Chris Conz Trio brachte das «Alte Schützenhaus» mit Boogie Woogie ins Vibrieren.
VON KARL HOTZ
SCHAFFHAUSEN Das Durchschnittspublikum an den Konzerten des Jazztreffs Schaffhausen neigt nicht gerade dazu auszuflippen die Anwesenden sind meist in einer Zeit aufgewachsen, in der das noch nicht Mode war. Wenn also der Saal im «Alten Schützenhaus» tobt und rhythmisch klatschend mitgeht, muss es schon etwas Besonderes sein so wie der «Boogie Woogie Stomp» von Albert Ammons, den am Samstag das Chris Conz Trio (Chris Conz, Piano, Mario von Holten, Drums, und Arno Schulz am Bass) zum Besten gab. Es war eine Interpretation, wie sie für das Trio ausgezeichnet unter anderem mit dem Kleinen Prix Walo 2011 und dem Swiss Jazz Award 2013 typisch ist: ein altes Stück aus den Dreissigerjahren, angereichert mit eigenen Interpretationen zu einem fetzigen Mix.
Eine Musik zum Mitgehen
Dass das Trio so gut ankommt, hat mehrere Gründe: Da sind einmal die Musikalität der drei und die Fröhlichkeit und Spielfreude, die sie ausstrahlen, und dann ist da das wieder erwachte Interesse am Boogie, der in der Schweiz auf eine lange Tradition grosser Pianisten zurückblicken kann. Und dann ist es der BoogieWoogie selbst, geprägt am Piano durch eingängige Rhythmen der linken Hand, ergänzt von virtuosen Melodien der rechten Hand mit ihren typischen langen Trillern und sich oft wiederholenden Klangmustern in den höchsten Tönen des Klaviers. Kurz: ein Musikstil, der fröhlich macht und zum Mitgehen animiert.
Drei Könner
Wenn dann wie beim Chris Conz Trio drei ausgesuchte Könner am Werk sind, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Das abwechslungsreiche Programm mit Ohrwürmern wie dem erwähnten «Boogie Woogie Stomp» oder einer Boogie Version von «Chattanooga Choo Choo», stimmungsvollen Bluesinterpretationen wie «Sweet Georgia Brown» oder Eigenkompositionen wie «Night Train to Montreux» tat das seine zu einem Jazzabend der Sonderklasse. Wie gut die drei Musiker sind, zeigte sich nicht zuletzt auch in ihren raren Solopartien. Vor allem in der begeistert erklatschten Zugabe, die unter dem Titel «Schafuuser Boogie» angekündigt wurde, erhielten von Holten und Schulz Gelegenheit, ihr Können zu zeigen. Schulz bewies, dass man den Bass auch sehr melodiös spielen kann, und von Holten gelang das Gleiche am Schlagzeug, indem er nicht einfach wie sonst oft zu sehen und zu hören wild auf seine Trommeln einhämmerte, sondern mit Rhythmus und Lautstärkenwechseln bis hin zum feinsten Pianissimo die Spannweite des Instruments aufzeigte. So langen Applaus auf offener Szene wie für ihn hört man im «Alten Schützenhaus» selten.